Ratgeber Borderline-Störung: Informationen für Betroffene und Angehörige
2012 Ill., graph. Darst. Borderline-Persönlichkeitsstörung; Dialektisch behaviorale Therapie; Ratgeber; DDC-Notation 616.858520651 [DDC22ger]; Sachgruppe(n) 610 Medizin, Gesundheit [Neuwertig und ungelesen,als Geschenk geeignet zwei 610 Medizin, Gesundh
Unverb. Preisempf.: EUR 14,95
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Kurze aber sehr hilfreiche Zusammenfassung eines komplizierten Störungsbildes und einer Therapiemöglichkeit,
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Für Betroffene ansprechend, für Angehörige inakzeptabel,
Borderline wird zunehmend ein Thema, dementsprechend ist es kaum noch möglich, die Flut der Neuerscheinungen zu sichten und angemessen auszuwerten. Da Bohus, Chefarzt des renommierten Zentralinstituts für seelische Gesundheit Mannheim, neben Kernberg, Dulz, Fiedler und Sachse zu den ganz großen der Borderlineszene gehört, darf man von seinem neuen Ratgeber, der benutzerfreundlich im Taschenbuchformat aufgelegt wird, erwarten, dass der Stand der Dinge zutreffend abgebildet wird. Diese Erwartung wird, das sei vorweggeschickt, nicht erfüllt.
Der Ratgeber wendet sich zunächst an die Betroffenen selbst, bzw. Familienangehörige, und da ist es nur verständlich, wenn man sich dem Thema vorsichtig nähert: Die Symptome, bzw. Diagnosekriterien (wobei auffällt, dass die häufig promiskuitive Sexualität keine Erwähnung findet) sowie die derzeitigen Theorien zur Entstehung der Störung werden verständlich beschrieben. Den Schwerpunkt des Buchs bilden die Ausführungen zur Dialektisch-Behavioralen Therapie, diese wird – ein echter Pluspunkt des Buches – klar strukturiert und verständlich erläutert. Das ist zu begrüßen, insbesondere, wenn man sich an die Betroffenen, die (in jungen Jahren) oftmals nur ahnen, dass sie gestört sind, wenden und die Schwellenangst nehmen möchte. Die Comics sind richtig gut gemacht, da hat jemand mit viel Erfahrung und Witz die Dinge auf den Punkt gebracht.
Was die Darstellungen der Ätiologie angeht, ist man meines Erachtens weit hinter dem Stand der Forschung zurückgeblieben. AD(H)S findet sich nur wieder im Rahmen des bekannten (und nach meiner Wahrnehmung überholten) Komorbiditäts-Modells wieder. Das ist zu verschmerzen, denn die Betroffenen sollen erreicht werden und nicht die Wissenschaft, dennoch kann man auch von einem so kleinen Büchlein diesbezüglich mehr Sorgfalt und Aktualität erwarten.
Richtig ärgerlich aber wird es in Kapitel 5: Der Ratgeber Borderline-Störung ist ein Buch, das auch für Angehörige gedacht ist. Und da sind einige Passagen unter der Überschrift „Weitere wichtige Fragen“ unerträglich. In der Tat werden hier wichtige Fragen gestellt, aber so oberflächlich und geradezu schlampig beantwortet, dass man den Autoren ein „si tacuisses…“ entgegenschleudern möchte:
“Welche Probleme haben Borderline-Patienten in ihrer Rolle als Mütter zu erwarten? Besonders die Frage nach der Vererbbarkeit wird häufig gestellt und ist einfach (sic!) zu beantworten: Sie müssen als Borderline-Betroffene nicht befürchten, dass ihre Kinder die Borderline-Störung erben. Sie könnten eventuell damit rechnen, dass Ihre Kinder sensibel sind und empfänglich für emotionale Reize, aber selbst dies ist nicht gesichert.” (S. 103)
Geht’s noch? Betreibt heute eigentlich noch jemand in der Medizin Empirie? Natürlich ist die Frage der Vererbbarkeit noch nicht abschließend geklärt, aber jeder erfahrene Therapeut, jeder Angehörige, insbesondere Ex-Partner, wird beim Lesen dieses Absatzes den Kopf schütteln. Die Borderliner, die weder eine Borderline-Mutter noch einen Borderline-Vater aufweisen, dürften die absolute Ausnahme darstellen.
Manuela Rösel, mit der man nicht in allen Auffassungen übereinstimmen muss, weil sie in der Psychoanalyse verhaftet ist, der man aber eines sicher nicht vorwerfen kann, nämlich zu wenig Erfahrung mit Borderline-Familien zu haben, schreibt in ihrem neuen Buch „Borderline verstehen“: “Die Borderline-Störung wird von betroffenen Eltern häufig an ihre Kinder weitergegeben” (Rösel, Borderline verstehen, 1. Auflage München 2012, S. 79). Das ist sehr behutsam formuliert – die Autorin hat einen Ruf zu verlieren – kommt aber der Wahrheit ganz sicher näher als diese grob fahrlässige Entwarnung.
Natürlich ist die Datenlage „uneinheitlich“ (Niklewski/Niklewski, Leben mit einer Borderline-Störung, 3. Auflage 2011, S. 53), natürlich ist vieles ungeklärt, aber man kann doch im Jahr 2012 nicht allen Ernstes Borderline-Betroffenen erklären, sie müssten nicht befürchten, die Störung weiterzugeben, wenn (meines Erachtens zu recht!) allerorten beobachtet wird, „dass Borderline-Patienten oft Mütter mit derselben Störung haben, deren Mütter wiederum unter demselben Syndrom gelitten haben“ (Kreisman/Strauss, Ich hasse Dich – verlass mich nicht, 24. Auflage München 2012, S. 81), wenn Zwillingsstudien eindeutig auf eine genetische Komponente hinweisen (statt vieler Dulz et al., Handbuch der Borderline-Störungen, Ergebnislage zur Erblichkeit von Borderline-Persönlichkeitsstörungen, 2…
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Gut verständlich,
Der Hauptteil richtet sich auf die Dialektisch-Behaviorale-Therapie. Man könnte meinen, dass dies die einzig richtige und funktionale Therapiemöglichkeit sei.
Auch am Schluss lässt das Buch sehr zu wünschen übrig, was Aufklärung betrifft. Für mich war es einigermaßen interessant, aber Angehörigen würde ich es nicht empfehlen.
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