Keine Macht für Niemand: Die Geschichte der Ton Steine Scherben
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Der Traum ist aus. Die Entmystifizierung einer Legende,
Tatsächlich bekamen sie das was sie verdient hätten eigentlich nie. Ehrliche Anerkennung für ihre teils selbstlos, aufopferungsvolle Arbeit. Gerade die Linke hat sich ihrer angeeignet und ausgenützt. Sie hat an ihr “Gewissen” appeliert, die Musik der Scherben zur Agitation benutzt und die Band im Erfolg als “Band auf dem Geldtrip” bezeichnet. Durch den Umzug von Berlin ins friesische Fresenhagen entzieht sich die Band dieser Maschinerie und entflieht ihrer eigenen Unfähigkeit zur Abgrenzung.
Das Buch beschreibt diese Gratwanderung der Formation um den Exzentriker Rio Reiser in einer sehr anschaulichen Weise, ohne groß den Finger zu heben. Es ist eine ehrliche Bestandsaufnahme, die aufräumt mit den romantischen Gedanken an Schafwollpullis, Sponti WGs und dem demokratisch/anarchen Künstlerkollektiv. An alle für einen und jeder für den anderen. Auch die vermeindliche Verpflichtung “sozialen Preise” für ihre Konzertkarten machen zu müssen, brachten die Scherben mehrmals an den Rand des Ruins. Mehr als einmal gab es Phasen in der die Mitglieder der Band von der sprichwörtlichen “Hand im Mund lebten”.
Für Scherbenliebhaber die sich für die Entstehung der mystischen Schwarzen(Ton Steine Scherben IV) interessieren, ist das Buch ein Muß. Haarklein wird dort die Entstehungsgeschichte, die Verteilung der Aufgaben, sowie die eigentliche Arbeit an der Scheibe beschrieben.
David Bowie wurde aufgrund seiner deutschen Texte in den Himmel gelobt. Die wegweisende Musik der Scherben wurde nur wenig beachtet. Nichtzuletzt weil sie sich “schlecht verkauften”. Der Traum ist aus. Schade drum, sie hätten es so verdient. Wer einmal die Scherben live sah weiß warum.
Danke für dieses Buch.
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Kai hat was gesagt,
Ist das lustig? Ist das auch dann lustig, wenn kein Swabble in die Bowle fällt, sondern ein Rio? Ein Rio Grande? Auch Rio ist in die Bowle gefallen. Und hat fortan von ihr gelebt. Seelisch. Zu gebrauchen war er dann nicht mehr. Zu mißbrauchen aber auch nicht. Irgendwo dazwischen bewegte sich der große Fluß, der für Rio Alkohol hieß und der für ihn den Streß minderte, den ein extrovertierter Dompteur im Namen der Liebe und Träume erleiden muß.
Als Ralph Peter Steitz im Jahr 1966 bei Ralph Moebius in Nieder-Roden, heute Rodgau, an der Tür klingelte und sich zwei 16-jährige kennenlernten, wurde der Keim zu einer Band gelegt, die sich Ton Steine Scherben nannte.
Der dritte im Bunde (später folgten noch viele andere), der hieß Kai Sichtermann. Er war der Bassist. Der ruhende Pol. Der Ruhige. Manchmal konnte Rio sein Schweigen nicht ertragen. An einem Tag wollte er nicht mehr vom Frühstückstisch aufstehen, bis Kai etwas sagte. Kai schwieg. Und verließ den Raum. Wenn Rio sein Wort gehalten hätte, würde er heut nach an dem Tisch sitzen. Und vor lauter Langeweile bestimmt singen.
Das wär der Traum. So sollt es sein. Doch in Wirklichkeit: Todesstille. Schade!
Schade ist auch: die alten Ton Steine Scherben hab ich nie kennengelernt. Die wurden mir verschwiegen. Von den Medien. Ich war nicht im Wendland, nicht in Kreuzberg, nicht in St.Pauli. Ich war nicht links. Ich war knapp rechts von meinem Herz, noch ganz eingegraben in mein Zwerchfell.
Ende der Achtziger lernte ich Rio kennen. Und kaufte mir “Rio der erste”. Der war jetzt König von Deutschland (übrigens ein Lied, das die Scherben schon in den siebzigern gespielt haben). Und ich zog nach St.Pauli.
Die Verortung war vollzogen. “Alles Lüge” lag hinter mir. Die Fahne mit dem Totenkopf in meiner Hand, “Ole, ole, ole” auf meinen Lippen.
Der Ort ist zuerst ein Symbol. Doch dann, im Lauf der Zeit, tummeln sich die Ereignisse und tummeln sich die Zuträger der Ereignisse und die verpuppen sich und werden zu Schmetterlingen und einer (vielleicht der bunteste oder der mit dem Totenkopf) fängt dich mit seinem Netz. Und hält dich in seiner Liebe fest.
Kai Sichtermann liebte Angie. Sie bekamen ein Scherbenkind. Lisa. Kurz liebte er Emma aus Dänemark. Später trennten sich Kai und Angie.
R.P.S. Lanrue liebte viele Frauen. Britta blieb lange. Rio blieb ewig. Sein Tod erschütterte ihn wie keinen anderen. Er ging nach Portugal. Allein.
Rio liebte Männer. Das war schwer. Verortung wurd auch schwer. Berlin wurd schwer. Landleben wurd schwer. Alkohol wurd schwer.
Singen war leicht. Alles Schwere entlud sich im Singen. So schöne Liebeslieder. Ja, Liebe ist schwer. Doch wenn die Liebe singt, kann es so leicht werden, als hätte ein Pfeil den Erdboden durchdrungen und in dem Pfeil waren Seifenblasen, vieleviele und unplatzbare und die trugen dann die Erde in den Himmel empor.
Dies Buch ist toll. Direkt am Puls der Zeitgeschichte. Null plakativ. Beziehungsdynamisch. Lebendig.
Rio sitzt am Früstückstisch und staunt. Der Kai hat was gesagt. Und dazu noch der Christian und der Jens. Alle im Raum klatschen.
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Packende Darstellung gelebter Kreativität,
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